Klimawandel in Afrika

Der folgende Text ist von Thorsten Endlein, meinem Mitzivi. Ich wollte ihm hier mit meiner Homepage eine Plattform fuer seine - hm, was ist ein nicht-negativ gepraegtes Wort fuer Propaganda? - naja, fuer seine Texte geben.

Klimawandel in Afrika, der Zusammenhang mit Armut und die Rolle der westlichen Welt
oder
Klimawandel als Wachstumsmotor



Seit einigen Jahren hält der Klimawandel Einzug in der Welt. Für die meisten Deutschen ist die einzige Konsequenz, die sie zu spüren bekommen, dass es zu Weihnachten keinen Schnee mehr gibt.
In Afrika sind die Konsequenzen drastischer: wachsende Armut und Hunger.
Der Grund dafür ist, dass der Klimawandel für eine Reduzierung des für Landwirtschaft nutzbaren Landes in Entwicklungsländern sorgt, so ein Bericht der UN-Agriculture Organisation. Davon betroffen sind etwa 40 Entwiclungsländer weltweit, mit einer Bevölkerungszahl von insgesamt 2 Milliarden Menschen, einschließlich 450 Millionen an Unterernährung leidende. „Diese Zahlen können weiter steigen.“
1,1 Milliarden Hektar Land in Afrika haben nur eine Wachstumsperiode von weniger als 120 Tagen im Jahr. Die Folge des Klimawandels könnte eine Erweiterung dieser Gebiete von 5 - 8 Prozent oder 50 - 90 Millionen Hektar bis zum Jahre 2008 bedeuten, sagte die UN Organisation. Für 65 Entwicklungsländer besteht das Risiko etwa 280 Millionen Tonnen potenzielle Getreideproduktion als eine direkte Folge des Klimawandels zu verlieren.

In Afrika sind 66 Prozent der Gesamtbevölkerung direkt abhängig von der Landwirtschaft. Wenn man die ländliche Bevölkerung in Embu-Kenya befragt, erfährt man, dass seit ca. fünf Jahren die sog. Seasons (Regen- und Trockenzeiten) Unregelmäßigkeiten aufzeigen. Während vorher die auf dem Land lebenden Menschen 100-prozentig damit rechnen konnten, dass z.B. Ende August bis Anfang September eine sehr sonnige Season beginnt und der Regen zwischen dem 15. und 25. Oktober wieder einsetzt, hört der Regen vom August erst gar nicht auf. Während Wetterunregelmäßigkeiten für die meisten Europäer keine große Rolle im Leben spielen, können die Menschen hier, abhängig von dem was sie anbauen, in lebensbedrohliche Schwierigkeiten geraten. Ein Beispiel: Ohne ausreichend Sonne kann der Mais nicht trocknen und verrottet in den Häusern. Um zu keimen und zu wachsen braucht Mais viel Wasser, ohne Regen vertrocknen die jungen Triebe und nicht jeder Bauer hat die Möglichkeit seine Felder zu bewässern. (Wasserknappheit spielt hier auch mit rein.)

50 Prozent der Menschen in Afrika müssen mit weniger als einem US-Dollar am Tag leben. Das heißt im Klartext: Den meisten Menschen ist es nicht möglich Ersparnisse für schlechte Zeiten anzulegen. Ohne die Erträge der Ernte kann das Schulgeld, die Gesundheit und nicht zuletzt alles was im Alltag benötigt wird bezahlt werden. Mal abgesehen von Nahrung (Mais ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, besonders für die Armen Bevölkerungsschichten).
Die Mitarbeiter und Kinder des Kinderheims bleiben von diesen Konsequenzen zum Glück verschont. In näherer Umgebung zeigt sich das dreckige Gesicht der Armut deutlicher. Man kann sich hier aber auch für Monate aufhalten ohne etwas von existenzieller Armut zu erleben. Dafür muss man sich schon in direkten Kontakt mit den betroffenen Menschen begeben und sehen wo sie leben.

Für die wirtschaftliche Situation, insbesondere der sub-saharan countries kann der Klimawandel verhängnisvolle Auswirkungen haben. Wird nicht genug Nahrung produziert, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken, muss der Staat importieren. Die meisten Sub-saharan Staaten sind allerdings jetzt schon heillos verschuldet, und trotz allem Gerede der Politiker, hat auch der letzte G8-Gipfel in Schottland nicht besonders viel daran geändert. Wen wunderts? (und nun kommen mehrere Faktoren zusammen:) Die Profiteure der ganzen Misere ist doch die Wirtschaft der hochindustrialisierten Staaten der westlichen Welt selbst, die ohnehin einen riesigen Nahrungsüberschuss produziert, finanziert durch Subventionen der Europäischen Union. Der Klimawandel und die daraus resultierende Armut schafft also auch neue Märkte. Finanziert werden diese durch Kredite bei IWF und Weltbank. Damit rutschen die betroffenen Länder weiter in die Schuldenfalle. Im Gegenzug zu den Krediten werden wirtschaftliche Strukturanpassungen gefordert. Diese, wie an Beispielen aus der Vergangenheit z.B. aus Argentinien, wo schon die komplette Volkswirtschaft unter den vom IWF geforderten Strukturanpassungen zusammengebrochen ist (Verantwortlicher beim IWF zu dieser Zeit war übrigens Horst Köhler), zu sehen ist, dienen eher den Interessen der Wirtschaft der Länder, die alle Entscheidungsgewalten in den Gremien der genannten Institutionen besitzen: den Industrienationen (Von gerechter Demokratie keine Spur). Zum Standardprogramm der Strukturanpassungen gehört die Liberalisierung der Märkte in den betroffenen Entwicklungsländern. Dadurch schaffen die finanzkräftigen Exportstaaten den gesetzlichen Weg um in die Märkte der Schuldner einzudringen. Die eigenen Märkte sind selbstverständlich durch Schutzzölle und Importquoten abgesichert. Mit den hochsubventionierten Produkten aus dem Westen können die einheimischen Produzenten natürlich nicht mithalten. Die Konsequenz: Die Armut wächst. Die betroffenen Staaten sind diesem Kreislauf dann schon längst Schutzlos ausgeliefert, weil sie spätestens jetzt in totale Abhängigkeit geraten sind. Ist die Wirtschaft dann total zusammengebrochen kann man sich ja wieder an den Aufbau begeben. Das verspricht, bei der veralteten Entwicklungshilfepolitik der 80iger Jahre, die aber immer noch praktiziert wird, ein gewinnbringendes Geschäft, selbstverständlich nicht für die Bevölkerung der Entwicklungsländer.
Das eigentliche Problem ist durch das Ganze natürlich nicht im Geringsten gelöst, um von den neuen Problem gar nicht erst zu reden.
Man kann also zusammenfassend sagen, dass der Klimawandel durchaus sein gutes hat, zumindest für den Westen. Wie wir gelernt haben kann er sogar zum Wachstumsmotor, in unserer ach so kaputten Wirtschaft, dienen. (Deutschland geht ja schon am Hungerstock). Im Rest der Welt wächst nur die Armut.

Guten Appetit.
Thorsten.


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Quellen: NATIONAL GEOGRAPHIC, Title: „Africa, Whatever you thought, think again“; Sept. 2005
The Organic Farmer, The newspaper for sustainable agriculture in Kenya; Nr.6, Sept./Oct. 2005

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