Essen in Kenya

Diese Rubrik “knowe how ist wie einige von euch bemerkt haben echt ein bisschen vernachlaessigt. Das liegt aber hauptsaechlich daran, das ich mich hier jetzt schon so sehr eingelebt habe, das ich die vielen kleinen – und fuer Daheimgebliebene am meisten Interessanten – Details gar nicht mehr so bewusst wahrnehme.
Der Grund warum ich hier diesen Artikel schreibe ist folgender; Thorsten hat sich beim Chapati machen uebelst den Fuss verbrannt,da ihm das kochende Fett an den Fuss gespritzt ist als er den Teig etwas zu schwungvoll (und vor allem in die falsche Richtung) un die Pfanne geworfen hat. Beim Blick auf die vielen Brandblase unter seinem Knoechel heute habe ich mir gedacht, das man doch eine Kochanleitung fuer sowas ins Netz stellen koennte, bzw. (als Folgegedanke) das ich fuer den Keniareisenden ein kleines Lexikon schreiben koennte, was die vielen nichtssagenden Namen auf der Speisekarte bedeuten.

Aber Vorsicht! Wie vor kurzem bemerkt passieren u.U. auch geuebten Koechen noch Unfaelle und ich uebernehme auf keinen Fall irgendwelche Verantwortung!

Wenn ich Rezepte anfuege werde ich das Essen so beschreiben wie ich es gelernt habe, nicht wie es in Deutschland ueblich ist. Hier hibt es keine Gramm- und Literangaben. Alles ist “ein bisschen” oder “etwas mehr als das andere” oder “wenig” aber nie konkret. Das gleiche Essen schmeckt dadurch auch immer anders, je nachdem wo man isst.

Das meisste Essen besteht aus Ugali, Reis, Nudeln oder Chapati, also eine gute gesunde Grundlage aus Kohlehydraten. Dazu gibt es dann Sukuma Viki, gekochte Kartoffeln oder Cabbeage.

Ugali heisst im Kisuaheli auch Sima und ist neben Githeri (dazu spaeter) das wichtigste Grundnahrungsmittel Kenias. Es klingt sehr einfach zu kochen, man nimmt etwas kochendes Wasser und ruehrt etwas mehr Maismehl (unga ya ugali) als Wasser, nach Geschmack auch ne Prise Salz (chumvi) hinein bis es einen sehr dicken Brei ergibt, dann stellt man es zurueck aufs Feuer, wartet ein paar Minuten, fertig. Das Einzig schwierige an der Sache ist das Ruehren, in meinen Augen erstetzt das locker das Workout fuer den ganzen Tag, wenn man fuer ein paar Leute kocht. Das Ergebnis nachdem man den Topf stuerzt ist eine Art weisser “Kuchen”, aus dem Ecken geschnitten und mit den Haenden gegessen werden wobei man noch ein bisschen mit dem Essen spielen darf und ihn etwas kneten kann, wenn man Lust hat.

Reis schmeckt in etwa so wie bei uns, nur das man vorher immer Steine raussuchen muss. Das ist ja bei dem Reis, den man in deutschen Supermaerkten kaufen kann maschinell erledigt worden. Auf Kisuaheli heisst er mchele.

Chapati oder “Chapoo” sieht aus wie Pfannkuchen und hat auch eine gewisse Aehnlichkeit, darf man aber auf gar keinen Fall Vergleichen, weil man sonst immer viel zu viel Wasser nimmt. Der fertige Teig besteht aus Weizenmehl (unga wa chapati), Wasser und Salz und sollte im Idealfall kaum noch kleben. Dann wird er auf einer Unterlage mit Mehl ausgerollt (im Gegensatz zum Pannkuchen, der ja gegossen wird) und VORSICHTIG in eine heisse Pfanne mit Fett gelegt. Dabei hat man anfangs vor allem Schwierigkeiten, wenn man wie wir nur ueber offenem Holzfeuer kocht. Erstens faengt das Fett bei einer gewissen Hitze, oder wenn Flammen ueber den Rand der Pfanne schlagen das brennen an und das wirkt sich negativ auf das Erscheinungsbild des Chapati aus und zweitens muss man ueber dem Feuer eine moeglichst dicke Pfanne nehmen, damit sich die Hitze gleichmaessig verteilt. Daher ist Chapati im Topf zubereiten auch aeusserst schwierig, da die Toepfe hier sehr duennwandig sind. Oefters wenden!

Nudeln sind zwar nicht typisch Afrikanisch, setzen sich aber auch immer mehr durch. Hauptsaechlich Spaghetti sind schon fast in jedem Dorf zu bekommen.

Sukuma Viki ist wahrscheinlich mit dem europaeischen Spinat verwandt, jedenfalls schmeckt es sehr aehnlich, waechst aber an einem sehr langen Stiel. Er wird im Normalfall geduenstet oder gekocht. Es gibt manchmal auch den Spinat, den wir gewohnt sind.

Nachdem wir ja sehr viel selber kochen gibt es bei uns meisstens eine dieser oben genannten Kobinationen oder auch mal eine Knoblauch-Tomaten-Sauce zu den Spaghetti. Wir kochen ausschliesslich vegetarisch, da uns Fleisch einfach zu aufwaendig ist. Ab und zu essen wir dann Tier, wenn wir essen gehen. Uebrigens; Essen gehen ist kaum teuerer als selber kochen, macht aber weniger Spass!

Was sonst in den Restaurants so auf der Speisekarte steht:

Chai heisst uebersetzt egentlich Tee, auch die Teepflanze, die vor allem in der Region um Mt. Kenia angebautwird traegt diesen Namen. Allerdings unterscheidet sich der kenianische Tee sehr von dem unseren. Fruechtetee ist hier voellig unbekannt, es ist nur Schwarztee mit einer Menge Milch (maziwa) (fast 1/3) und sehr viel Zucker. Patrick nimmt 4 Essloeffel pro Tasse, ich habe mich auf 2 gesteiget, nachdem ich Anfangs immer nur einen genommen habe. Chai ist fuer viele Keianer das komplette Fruehstueck, einige essen dazu noch ein Chapati oder Mandazi oder mkate mafuta, Weissbrot mit Margerine. Allerdings wird auch Nachmittags noch viel Tee getrunken.

Mandazi schmeckt ein bisschen wie Krapfen ohne Fuellung Ich habe es selbst noch nicht zubereitet, aber habe gehoert, der Teig besteht aus Weizenmehl, Milch oder Wasser, einer Prise Salz, Backpulver, Eiern und Zucker. Das ganze wird frittiert. Mandazi wird nur zum Fruehstueck gegessen.

Githeri ist wohl eines der gewoehnungsbeduerftigsten Essen fuer einen Neuankoemmling, und jetzt nach vielen Monaten zu meinem Lieblingsfutter geworden. Es besteht aus Mais und braunen Bohnen, die zusammen gekocht werden. Allerdings handelt es sich nicht um den suessen Mais, wie wir ihn kennen sondern eine sehr harte und zaehe Sorte. Auch nach dem 2-maligen Kochen (manche kochen es auch uber die ganze Nacht um es am naechsten Tag zu essen) muss man noch ordentlich kauen. Oft wird noch Karotten oder Zwiebel hinzugefuegt, allerdings immer sehr wenige, ausserdem sind die nach dem langen kochen so gut durch, das man sie im Mund gar nicht mehr spuert.

Marahague sind nur die braunen Bohnen, wie sie auch beim Githeri verwendet werden. Dadurch muss man das ganze etwas weniger lange kochen lassen. Am besten schmeckt es mit Chapati zusammen und wenn man etwas pilipili (Pepperoni) reinschneidet.

Matoke kenn ich nur aus dem Restaurant, es ist ein riesiger Teller voll mit gekochten Katoffeln, und vor allem Kochbananen. Danch ist jeder satt, versprochen! Ich schaffe manchmal nicht den ganzen Teller und wer mich kenn weiss was das heisst!

Matumbo schreibe ich hier nur zur Warnung rein. Fuer Leute, die sich denken; “ach, probier ich mal was neues. Oha, dieses Matumbo ist ja guenstig, bestell ich das mal.” Matumbo heisst uebersetzt Innereien, und genau das ist es auch. Ich hab es nur einmal auf dem Nachbartisch gesehen, und es gibt sich nicht mal die Muehe, appetitlich auszusehen. Dafuer ist es aber wirklich guenstig.

Nyama choma heisst “gegrilltes Fleisch” und kann zu jedem Essen dazu bestellt werden.
Es gibt;
Nyama mbuzi = Ziegenfleisch
Nyama kondoo = Schaffleisch
Nyama ng’ombe = Rinderfleisch
Kuku = Huhn
Andere Fleischsorten gibt es ueblicherweise nicht. Schweinefleisch wird ueberhaupt nicht gegessen, ab und zu gibt es privat irgendwo Hase oder auf dem Land kommt es vor, das jemand unerlaubterweise ein Digdig, eine kleine Antilopenart oder ein Zebra schiesst. (Mit Pfeil und Bogen, natuerlich!) In manchen exklusiven Restaurants gibt es auch noch Krokodil (mamba) oder Straussenfleisch, aber das ist fuer den normalen Kenianer nicht bezahlbar.

Sawasawa, soweit so viel. Wer mich mal besuchen kommt wenn ich wieder zuhause bin wird wohl das ein oder andere probieren koennen, an einigen Sachen, wie z.B. Chapati habe ich so viel Geschmack gefunden, das ich es sicher nach Deutschland mitbringen werde. Und auch Chai werde ich wohl als Sitte bei mir einfuehren muessen. Das ist quasi bei Leuten zuhause das erste Bild von Gastfreundschaft, das man sofort einen Tee seviert bekommt.

Bitte haengt euch nicht an der Schreibweise der Kenianischen Woerter auf, die Gerichte werden in verschiedenen Restaurants auch unterschiedlich geschrieben, also ist sie wohl nicht so wichtig.

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