Berichte September

Freitag, 30. September 2005

Working Permit

Ich war heute in dem "Immigration Office" um meine working permit klarzustellen.
Dieser Artikel koennte genauso in der Rubrik "fun&other" stehen weil mich diese Prozedur doch sehr an nen Asterix Comic erinner hat. Ich glaub der heisst "Asterix erobert Rom" oder so, jedenfalls muss er da 12 Pruefungen bestehen und eine davon ist so einen Zettel in nem Hochbuerokratischem Office zu bekommen.
Mir ging es da ganz aehnlich. Bin da ins Immigration Office durch den Eingang rechts am Gebaude reingekommen (nachdem mich die deutsche Botschaft dahin verwiesen hat) und hab erstmal ne halbe Stunde am Infodesk anstehen koennen. Dann hat mir die Frau erklaert, dass ich durch die falsche Tuer gekommen bin und das ganze im Erdgeschoss auf der andern Seite des Gebaudes stattfindet. Also bin ich da hin. Counter 1 hat mich (nach 15min. anstehen) an Counter 7 verwiesen, wo eine sehr genervte Dame gar nicht hoeren wollte was ich zu sagen habe und mir nach einiger Diskussion ein Formblatt in die Hand gedrueckt hat und mich damit weggeschickt hat.
Gut, bin also zurueck zu Washington in sein Buero, der nette Mensch, bei dem ich letzte Nacht verbracht habe und auch noch bis morgen bleiben werde.
Dann habe ich mir von ihm erstam alles genauer uebersetzen lassen, da mir einige englische Buerokratieausdruecke einfach nicht gelaeufig sind. Dabei haben wir festgestellt, dass dieser Antrag auf working permit fuer bezahlte Arbeit gilt und einige Fragen darauf (Wie viel Geld werden Sie vorraussichtlich fuer die Arbeit erhalten?/ warum wird kein kenianische Buerger beschaeftigt?/ Welche Ausbildung macht sie so unersetzlich fuer den Arbeitgeber?/ Trainieren sie kenianische Buerger mit ihren besonderen Faehigkeiten?/usw.) von mir einfach nicht zu beantworten sind. Also hat sich Washington etwas Zeit genommen und ist mit mir nochmal zum Immigration Office gelaufen (immerhin nicht grad um die Ecke). Diesmal sind wir durch den 3. Eingang, der scheinbar auch irgendwie eine Art Haupteingang ist. Der Mensch an der Rezeption hatte leider keine Ahnung, hat aber in einem schlauen Buch nachgeschaut und uns mitgeteilt, dass da eine Abteilung im 2.Stock ist, die uns helfen kann. Lift war kaputt, egal, sind ja nur 2 Stockwerke. Im 2. Stock angekommen haben wir erfahren, das das Hauptbuero im 5.Stock ist und wir sollen es da mal probieren. Also, nochmal 3 Treppen... Im 5. Stock war erst niemand, allerdings stand da, das JEDE Form von working permit nur im Erdgeschoss, Counter 9 gegeben werden kann. Als wir dann doch noch wen gefunden hatten hat der das auch nur Papageimaessig bestaetigen koennen. Ok, also wieder ganz runter (ueber die Treppe, Lift is ja kaputt) aus dem Haupteingang raus und zu der Eingangstuer links des Gebaudes, wo die Vielen Schalter sind. Die sehr genervte Frau in Schalter 7 hat mich sehr genervt angeschaut, als ich vorbei gelaufen bin, aber diesmal wollte ich ja zu Schalter 9. Da war dann auch promt niemand. Also haben wir bei Schalter 8 nachgefragt, wann der Mensch den wiederkommt und da haben wir den ersten freundlichen Officer getroffen. Er hat gemeint, dass er uns ja helfen koennte und erklaert, dass dieses Formblatt, das ich habe schon richtig sei und ich die ganzen unnoetigen Fragen einfach mit VOLUNTEER ausfuellen soll. Allerdings braeuchte ich noch n Passfoto, ne Kopie von meinem Pass, und 2 Briefe. Einen vom Nyumbani Village Management in dem sie erklaeren, dass ich da jetzt arbeite und wirklich nicht bezahlt werde, einen anderen vom NGO Council, den aber nur Nyumbani als NGO beantragen kann. Aha...
Ok, zumindest mit nem Formblatt in der Hand und dem Wissen, was ich damit anzustellen habe hab ich dann das Immigration Office verlassen. Morgen gehts nach Nairobi Nord, Karen District, da ist das Main Office von Nyumbani. Da kann ich dann Sister Mary (quasi unsere Chefin) bitten, den Brief von diesem NGO Council zu beantragen und versuchen Kiragu (den Manager in Kitui) zu ueberreden, mir den andern Brief zu schreiben. Und an ner Kopie vom Pass und nem Foto solls ja nicht haengen. Ich geh trotzdem davon aus, dass es noch ca. 2-3 Wochen dauern wird, bis ich diesen Stempel in meinem Pass habe.
Im uebrigen kostet mich diese working permit 25.000 KSH, etwa 250 Euro. Irgendwie hab ich das Gefuehl, dass die Regierung meine Arbeit als Volunteer nicht wuerdigt.

Donnerstag, 29. September 2005

29.September

So hier also mein letzter Bericht fuer diesen Monat. Naechste Woche werdet ihr dann ne neue Rubrik finden. Und heute uebrigens auch, hab ne Rubrik namens "know how" geoeffnet. Unbedingt mal reinschauen!

Ich hab mich hier als Volunteer schon sehr beliebt gemacht und wertvoll einbringen koennen. Meine Arbeit hier wird von mir und den anderen (besonders Anthony Kiragu, dem Direktor) so gesehen; die meisste Zeit arbeite ich wie jeder andere auch, zur Zeit eben am managen fuer die immensen Mengen an Wasser, die die Kontruktion frisst. Das ist sicher hilfreich, aber nicht der wichtigste Grund warum man einen Arbeiter aus Europa so dringend brauchen kann.
Das besondere an mir alsVertreter einer anderenKultur und Lebensweise ist wohl, dass ich neue Ideen und andere Ansichten einbringen kann. Ausserdem hinterfrage ich einfach alles, was die Leute dann zum Nachdenken anregt. Dabei kann nur profitiert werden. Wenn ich was nicht verstehe und nachfrage warum es so und nicht anders gemacht wird, koennen sie mir das entweder sehr plausibel erklaeren, ich verstehe es und lerne daraus was oder sie denken darueber nach und entscheiden, dass es anders doch besser ist. Dann hat das Projekt daraus profitiert.
Ein paar Beispiele wo ich mit Denkanstoessen was produktives zustande gebracht hab:

1. Ich hab meine Eltern gebeten, mir ein Haengeregal von IKEA zu schicken, dass ich mal mein ganzes Zeugs an einem Platz verstauen kann. Das war nicht moeglich, weil das zu schwer waere oder so. Jedenfalls habe ich mir daraufhin selbst so ein Regal entworfen. Erst auf Papier, dann als Modell aus Karton.Dann hab ichs mir vom Schneider im Projekt fertigen lassen. Der arme Mann hat am Anfang nicht verstanden was ich von ihm will, aber ich hab ihm einfach gesagt, was er wo annaehen mussund so sind wir schon klargekommen. Waehrend der Herstellung haten wir viele Beobachter und hinterher war das Regal DAS Gespraechstheme im Village. Jetzt wollen wir vielleicht eins fuer jeden Schlafraum herstellen lassen, immerhin 96 Stueck. Und der Schneider weiss schon wie's geht.

2. Hab mir am Fluss, meinem Hauptarbeitsplatz mit den Pumpen (immerhin ca. 3km entfernt vom Village) gedacht wie toll es doch waere, wenn ich ein Walkie Talkie haette und eins im Office waere um Bescheid zu
geben, dass man mich samt Pumpe mit dem Auto oder Motorrad abholen soll, dann muss ich das alles nicht mit dem Schubkarren machen. Hab mit Tambo (dem Administrator) darueber geprochen und jetzt haben wir ein Netzwerk aus 14 sehr profesionellen Walkie Talkies die im ganzen Village als guenstiger Handyersatz verwendet werden und den Arbeitsprozess enorm beschleunigen, weil man nicht dauernd Leute suchen muss. Mein Plan war viel kleiner angesetzt, so 3 Spielzeuge die man einfach mal an die entfernteren Arbeiter ausleihen kann.
3. Zur Zeit arbeite ich an der Konstruktion einer Rattenfalle. Erstens will ich dieses Tier in unserm Haus nicht toeten sondern nur mal dem Laster mitgeben um es am Fluss auszusetzen und zweitens hat die Falle einige entscheidende Vorteile zu dem sonst oft verwendetet Gift. Sie toeten nicht jeden Aasfresser oder unsern Hund, der dieses tote Tier bestimmt ueberall ausgraben wuerde und ist einfach billiger weil sie aus den Ueberresten eines abgerissenen Officegebaeudes gebaut wird und wieder verwendet werden kann.

Also die wichtigste Anforderung fuer kommende ADiAler wird wohl Kreativitaet sein! Und die uebrige Zeit versucht man einfach da auszuhelfen, wo man grad gebraucht wird.

Montag, 12. September 2005

Nairobi 10.09.05

So, ich bin also seit Samstag Mittag zum zweiten Mal in Nairobi. Diesmal mit Joseph, der auch im Nyumbani Village arbeitet und der mich zu sich nach Hause eingeladen hat. Die Wohnung, in der Joseph mit seiner Freundin und der gemeinsamen Tochter wohnt wuerde bei uns wohl als "kleines 1-Zimmer-Apartement
" bezeichnet werden, nur das das Klo ausserhalb steht. (Klar, bei dem Geruch. Die letzte Wasserspuelung hab ich zuletzt in Mombasa gesehen)
Aber die Bude ist echt wahnsinnig gemuetlich eingerichtet und liegt in einem sehr ruigen Vorort von Nairobi (die lauteste und dreckickste Grosstadt, die ich je gesehen habe).
Auf jeden Fall hab ich mich gestern sehr ueber meine erste Dusche seit ueber 10 Tage gefreut, auch wenn das Wasser arschkalt war.
Bei der Arbeit hat sich leider nicht viel veraendert. Nicolas (ein Mitarbeiter in meinem Alter, den ich trotz Sprachprobleme als guten Freund schaetzen gelernt habe), ich und einige andere sind immer noch damit beschaeftigt, durch ein komplexes Netz aus PVC-Rohren die Unmengen an Wasser zu den Tanks und den Ziegelstein-Fertigungs-Maschienen zu pumpen, die die Konstruktion benoetigt. Und natuerlich dieses Netz zu warten und zu vergroessern. Aber diese Woche sollten wir das soweit fertig haben, das man nur noch morgens die Pumpen anschmeissen und Abends abstellen muss. Dann kann ich naechste Woche mal was neues berichten.

Dienstag, 6. September 2005

Nyumbani

So, jetzt leb ich also seit ein paar Tagen im Nyumbani Village in der Naehe von Kitui, einem Ort oestlich von Nairobi.
Das Leben da ist wahnsinnig einfach. Wir haben keinen Strom, kein Telefon, kaum Handynetz und nur selten die Moeglichkeit um etwas rauszukomen, meuisstens am Wochenende, wenn die lokalen Arbeiter nach Hause gegangen sind. Trinkwasser holen wir in Kitui, das ist etwa 40km entfernt, Wasser zum Waschen und zum Weiterbau der Gebaeude wird mit Ochsenkarren vom Fluss gebracht. Daher wird hier auch wasser gespart, wo immer das moeglich ist. Normalerweise hab ich knapp 3 Liter fuer Duschen und Zaehneputzen am Abend, das Klo ist ein mit Wellblech umzaeuntes Loch, etwa 3 minuten von meinem Zimmer entfernt.
Jetzt grad bin ich in Kitui, der fahrer ist am Markt einkaufen und ich hab die Gelegenheit genutzt um mich anzuschliessen.Hier gibt es wenigstens in der Post Internetzugang, wenn auch kein besonders verlaesslichen.
Die Arbeit hier st echt interessant. Wir beginnen meist um 8 nach dem Fruehstueck (1Scheibe Toast und Tee, wie in Kenia ueblich) und bauen an den Hausern weiter, die spaeter fuer die HIV Infizierten Kinder und Senioren bestimmt sind.
Die letzten Tage haben wir Rohre verlegt um aus einem der "Moskitobrutstaetten" (Tuempel) Wasser fuer die Produktion von Backsteinen zu Pumpen. Dabei lerne ich wirklich viel, besonders weil die benoetigten Materialien nie da sind, aber man sich trotzdem immer zu helfen weiss. Wenn Rohre verbunden werden sollen, zum Beispiel, kann man nich einfach wie bei uns in Baustoffhandel und eine Muffe kaufen, hier wird ein Feuer enzuendet, das eine Rohr erhitzt, weich gemach und dann schnell verbunden. Das haelt bombensicher!
Ausserdem kann ich mein Suaheli aufbessern, und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen lernen. Ich bin sicher, das ich aus diesen 3 Monaten einiges fuer mein Leben mitnehmen kann.